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1. Griechische Geschichte, römische Geschichte bis zum Ende der Republik - S. III

1912 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
Vorwort. Es gilt im Geschichtsunterricht auch praktisch der Ansicht zum Durchbruch zu verhelfen, daß Geschichte ein Produkt menschlicher Geistestätigkeit, nicht aber eine chronologische Aneinanderreihung von Tatsachen ist. Dem muß auch das Lehrbuch Rechnung tragen. Es darf nicht nur etwa in der Weise der Annalen und Chroniken des Mittelalters „Stoff" enthalten, sondern muß diesen schon in bestimmter Weise gruppieren, d. H. geschichtliche Entwicklungslinien ziehen. Der Zweck des Lehrbuches bringt es mit sich, daß eine sorgfältige Auswahl des Lehrstoffes getroffen werden muß. Geschichtswissenschaft und Didaktik müssen dabei den Verfasser leiten. So versuchen wir es, den heranwachsenden Schülerinnen der Oberlyzeen und Studienanstalten ein Buch in die Äände zu geben, das es ihnen möglich machen soll, sich auf die Lehrstunde vorzubereiten, d. H. sich mit bestimmten Stoffgruppen in historisch-entwickelnder Darstellung selbsttätig vertraut zu machen. Zur Auffrischung mancher konkreten Tatsachen, die hier nicht näher geboten werden, kann daneben zu einem guten Lehrbuch für Lyzeen gegriffen werden, z. B. zu dem Kellerschen, als dessen Fortsetzung das Werk gelten darf. Äerr Direktor Keller hat auch die Verfasser während der Arbeit mit seinen Ratschlägen auf das dankenswerteste unterstützt. Von den für die Oberstufe der Lyzeen bestimmten Büchern unterscheidet sich das unsere, abgesehen von der Stoffauswahl in einzelnen Abschnitten, durch die mehr begriffliche Darstellung, die in steigendem Maße hervortritt. Zwar muß im ersten Bande das Konkrete noch reicher berücksichtigt werden, — liegt doch die Behandlung der Alten Geschichte im Lyzeum gar zu weit zurück, auch ist naturgemäß dort nur weniges Wichtige dem Verständnis der Kinder erreichbar. Aber allmählich suchen wir die Darstellung zu immer mehr begrifflicher Sprache zu erheben, damit die Schülerinnen auf die Lektüre wirklicher Geschichtswerke vorbereitet werden. Eine Vorstufe zu diesen will unser Buch sein. Daß in der politischen Geschichte der Blaustift kräftig angewendet worden ist, wird zweckentsprechend erscheinen. Dafür werden aber die politischen Grunderscheinungen unter möglichst weite Gesichtspunkte gestellt und insbesondere die tieferen Zusammenhänge zwischen politischem, sozialem, wirtschaftlichem und geistigem Leben aufmerksam

2. Griechische Geschichte, römische Geschichte bis zum Ende der Republik - S. 1

1912 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
Die Hellenen. Den bedeutendsten Platz in der alten Geschichte nimmt das hellenische Volk und seine Kultur ein. „Hellenen" nannten sich die der indogermanischen Völkerfamilie angehörigen Stämme, die sich vom südlichen Teile der Balkanhalbinsel aus über das östliche Mittel-meerbecken verbreiteten. Ä)ir bezeichnen sie nach römischem Sprach-gebrauch als „Griechen". Überall, wo sie erschienen, wurden sie die Lehrmeister der nichthellenischen Völker, die sie als „Barbaren" bezeichneten. Kein mächtiges Reich hielt sie zusammen. Vielmehr haben sie sich daheim und draußen blutig befehdet und fortwährend geschwächt, so daß sie schließlich unter die politische Herrschaft der Römer gerieten. Doch haben sie in Kunst und Wissenschaft so viel Großes geleistet, daß wir noch heute an ihren Werken uns bilden. Das Griechentum ist einer der wichtigsten Bestandteile der deutschen Geisteskultur geworden. I. Das hellenische Mutterland. Griechenland bildet den am weitesten vorgeschobenen Teil der Balkanhalbinsel. An die südlichen Balkanabhänge lagern sich die Gebirgsländer Macedonien und Thracien an, die noch heute an Bergwerken und fruchtbaren Ebenen reich sind. Darum sind diese Gegenden von den Griechen auch ausgiebig besiedelt und ausgebeutet worden. Aber sein Vaterland begann für den Griechen erst südlich vom vielzackigen Olympos, aus dem seine Götter wohnten. Es gliedert sich in drei Teile: Nordgriechenland mit Thessalien und Epirus, Mittelgriechenland oder Äellas bis zur Landenge von Korinth, Südgriechenland oder die Peloponnes, d. H. Pelops-Insel. Dieses Land liebte der Grieche über alles, so gern er auch in die Ferne schweifte. And das ist begreiflich. Wie malerisch liegt es vor uns! Zahlreiche Gebirgszüge von mannigfaltigsten Abstufungen durchschneiden das Land und gliedern es in eine Fülle trotziger Berg- und lieblicher Lügellandschaften, aus denen fruchtbare Getreidetäler buntverstreut hervorlugen. Zu den landschaftlichen Schönheiten kommt noch der Glanz der südlichen Sonne, die sich bald in den Schneegipfeln der Berge, bald Kästner und Brunner. Geschichte. I. 1

3. Griechische Geschichte, römische Geschichte bis zum Ende der Republik - S. 2

1912 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
2 I. Das hellenische Mutterland. in der Meerflut spiegelt. Denn ganz Griechenland ist vom Meer umspült. Kein Punkt im Innern liegt weiter als eine Tagereise (60—80 km) von der Küste entfernt. So tief dringen die Meeresarme gliedernd in das Festland ein. Vielgezackt und zerrissen ist infolgedessen das Land, reich an Ääfen, aber klein und eng. Ein einziges größeres Flachland tritt uns entgegen. Es ist das berg-umlagerte thessalische Peneiosbecken. Alle anderen Ebenen sind mehr Oasen in der Gebirgswelt, z. B. das attische Getreidetal von Eleusis und das peloponnesische Sparta („Saatland"). Schmal und kurz sind deshalb die Bäche und Flüsse, die zur Zeit des regenarmen und heißen Sommers oft ganz austrocknen. Aber das Klima bleibt auch in der heißen Jahreszeit erträglich und mild genug im Winter (Seeklima). Alle diese Tatsachen: reichste Gliederung, malerische Landschaftsformen, wechselseitige Durchdringung von Wasser und Land, kleine Ebenen und Flüsse, günstiges Klima haben mitbestimmend auf die Art des Volkes und den Gang seiner Geschichte eingewirkt. Ii- Ältere Staatenbildung. Das Gebiet des heutigen Königreichs Griechenland zerfiel im Altertum in zahlreiche kleine Teile. Das brachte schon die topographische Beschaffenheit des Landes mit sich. Und weil über die Höhenrücken nur wenige Saumpfade, doch kaum fahrbare Straßen führten, so blieben die Landschaften im allgemeinen einander fremd; ein Gebiet bildete für das andere eine Art Ausland, und das Zustandekommen großer gemeinsamer Unternehmungen war erschwert. An der Zersplitterung trug aber auch der hellenische Volkscharakter seine Schuld. Ihn kennzeichnet der Lang zu fehdelustiger Absonderung; es fehlte der Sinn für festen staatlichen Zusammenhang der Stämme. Das tritt uns bereits in der Art der Siedlung entgegen. Die Griechen haben nicht von alters her in Äellas gewohnt. Sie sind vielmehr in grauer Vorzeit vom Balkan her eingewandert. Die Ankömmlinge siedelten sich familienweise an. Eine Gruppe von Familien, die ihren Ursprung auf einen gemeinsamen Ahnherrn zurückführten, nennt man ein Geschlecht. Jedes Geschlecht hatte seine eigene Rodung, seine Äerden, seine Begräbnisstätte, seinen Äerzog. Und wenn der Äerdenreichtum größer wurde, entstanden Fehden um die Weideplätze. Diese Kämpfe führten bisweilen die Verschmelzung mehrerer Geschlechter zu einem großen Stamme oder Gau herbei; aber bei der Zerklüftung des Landes und Volkes blieb der an-

4. Griechische Geschichte, römische Geschichte bis zum Ende der Republik - S. 3

1912 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
Ii. Ältere Staatenbildung. 3 geborene Hang zur gegenseitigen Abschließung und Befehdung immer lebendig. Auf geschützter Anhöhe legten die Gaugenossen eme von starken Mauern umgebene Bergungsstätte an, wo sie in Seiten der 9cot Frauen und Kinder, Lab und Gut in Sicherheit bringen, bergen konnten (Berg, Burg). Auf dieser Burg wohnte der Gauoberste, der als Feldherr und Richter die bestehenden Ordnungen schirmte und zum Zeichen seiner Stellung den Titel „König" führte, d. H. „aus vornehmer Familie stammend". Solcher Gaustaaten mit Gau-königen an der Spitze gab es ursprünglich viele; noch heute werden Trümmer mächtiger Königssitze gefunden, die Mittelpunkte stark bevölkerter Gaustaaten gewesen sein müssen; oft liegen sogar mehrere in der gleichen Ebene beieinander. Den Trümmern dieser Äerrschersitze verdanken wir die Kunde über den Kulturzustand der griechischen Welt im 2. Jahrtausend v. Chr., über die uns schriftliche Quellen nicht vorliegen. Der Geschichtsforscher mußte zum Spaten greifen und die Reste aufspüren, die der Erdboden von dem Leben und Treiben der ältesten 3eit bewahrt hat. Der mecklenburgische Pfarrerssohn Heinrich (Schliem an« hat zuerst auf diesem Wege größere Erfolge erzielt. Im Besitz eines bedeutenden Vermögens und voll Liebe zu den Dichtungen Homers veranstaltete er vor einigen Jahrzehnten in der Nordwestecke Kleinasiens, wo man das homerische Troja vermutete, umfassende Ausgrabungen. Die reiche Ausbeute ermutigte ihn auch zu Ausgrabungen in den Ruinenhügeln des griechischen Mutterlandes. Vor allem war es Mykene, das seine Mühe mit reichen Funden lohnte. Voller Begeisterung glaubte Schliemann die Geschichtlichkeit der homerischen Erzählungen erwiesen zu haben. Diesen Glauben hat aber die historische Forschung zerstört. Ihr gelang der Nachweis, daß die ausgegrabenen Altertümer zum Teil in weit frühere Zeit zurückweisen als die Lieder Homers. Sie künden vielmehr von alten, mächtigen Königsgeschlechtern, die im 2. vorchristlicher: Jahrtausend um das östliche Mittelmeer geherrscht haben. Reiche Funde aus Kreta haben unsere Kenntnisse erweitert Sie erzählen von einer Mittelmeerkultur, die ums Jahr 2000 v. Chr. blühte und sich der gleichzeitigen ägyptischen und babylomjchen zur Seite stellen kann. Unter diesen kretischen Entdeckungen ist die wichtigste die Ausgrabung eines riesigen Palastes, der in der griechischen Sage als das Labyrinth des Königs Minos fortgelebt haben mag. Buntfarbige Fresken an den Wänden geben uns ein Bild von dem geradezu raffinierten Luxus, der dort am Königshofe geherrscht hat. Zwar ist es noch nicht gelungen, die

5. Griechische Geschichte, römische Geschichte bis zum Ende der Republik - S. 7

1912 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
Iv. Lomerische Dichtung. 7 geben, ohne daß durch eine chronikartige Aufzählung der Ereignisse die Lörer (und Leser) ermüdet werden. Größere Schwierigkeiten bot die Gestaltung des jüngeren Epos, der Odyssee. Es handelt von der Rückkehr des leidengeprüften Odysseus zu seiner Familie. Eine Aneinanderreihung von See- und Landabenteuern hätte auch hier ermüdend gewirkt. So stellt der Dichter zunächst t>ie_ unerträglichen Zustände dar, die sich in Abwesenheit des Herrschers auf Ithaka herausgebildet haben (Übermut der Freier, Aristokratie!). So wird Spannung erregt: Wo mag der Netter weilen? Auf Göttergebot verläßt er seinen idyllischen Aufenthalt bei der Nymphe Kalypso, zu der ihn Stürme verschlugen, und gelangt nach neuem Schiffbruch zur Insel der Phäaken (Nausikaa). Gastfreundlich aufgenommen, erzählt er hier seinen Wirten seine bisherigen Erlebnisse (Vorbild des Ich-Romans). Schlafend gelangt er auf einem Phäakenschiff ins Vaterland und muß unerkannt manche Demütigung ertragen, bis er endlich den Übermut der Freier strafen und die Herrschaft wieder in seine Lände nehmen kann, vereinigt nun mit seiner treuen Gattin Penelope und seinem Sohne Telemachos. So wird dank der kunstvollen Komposition auch hier der Zuhörer in immer neue Lebenslagen eingeführt und folgt mit immer neuer Spannung dem Berichte. Der Genuß wird erhöht durch die zahlreichen Gleichnisse und die Kunst der naturgetreuen Darstellung wahrer Menschen auf naiver Kulturstufe. Der Dichter selbst tritt völlig zurück, so daß aus den Epen nichts über seine Persönlichkeit zu ermitteln ist. Kaum merkt man, welche Partei er in den dargestellten Kämpfen nimmt; mit gleicher Liebe schildert er Freund und Feind. So finden wir in der Ilias, und Odyssee alles, was das Wesen des Epos ausmacht, plastische Anschaulichkeit, fortreißenden Zug der Handlung, Natur und Wahrheit, Naivität und kühle Objektivität. Bei solcher Löhe der Darstellungskunst können die beiden Epen natürlich nicht am Anfange der Dichtkunst stehen, sondern sie bedeuten schon das Ergebnis einer Jahrhunderte alten Kunstübung. Die homerischen Gedichte sind vom Griechentum wie heilige Bücher hochgehalten worden. Aus ihnen lernte man die ältesten Schicksale des Volkes. An ihnen bildete sich der Sinn für Geschichte und Poesie. An ihnen lernten auch die Römer das Singen und Sagen. Und als man sich in Deutschland im 18. Jahrhundert von dem französischen Einflüsse in der Dichtkunst befreien wollte, da fand man in der homerischen Dichtung das echte Muster der Nachbildung, aus dem man die Regeln aller wahren epischen Kunstübung glaubte ableiten zu können. Durch Voß' Übersetzung wurden die

6. Griechische Geschichte, römische Geschichte bis zum Ende der Republik - S. 8

1912 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
8 V. Weitere Ausbreitung der Griechen über das Mittelmeer. griechischen Volksepen weiteren Kreisen zugänglich, und durch Goethes „Lermann und Dorothea" wurde dem homerischen Stil in der deutschen Dichtung Leimatsrecht bereitet. Die Romantiker stellten Lomers Epen neben die Nibelungen und Gudrun. Auch die heutige geschichtliche Anschauung hat die Wertschätzung der homerischen Epen nicht verringert. V. Weitere Ausbreitung der Griechen über das Mittelmeer. Schon um 800 trat besonders in den ionischen Küstengebieten Kleinasiens die Ackerwirtschaft hinter die gewerbliche Tätigkeit zurück, weil diese mehr lohnte und die Ackerlose bei der rasch zunehmenden Bevölkerung dieser Küstenstädte nicht mehr ausreichten. So lebte die Wanderlust wieder auf. Besonders die Städte Milet und Kolophon und die Inseln Samos und Rhodos zeigten einen starken Überschuß an wanderlustigem Volke. Das gleiche Bild boten die Küstenorte der alten Äeimat, die sich bis um 800 ebenfalls zu einer Art von Äandels- und Seestädten entwickelt hatten. Das günstig gelegene Chalkis und besonders Korinth und Megara wiesen ihre überschüssigen Massen mit ungestümer Gewalt aufs Meer hinaus. Schon lange, bevor diese glänzende zweite Siedlungsperiode der griechischen Geschichte anhob, waren wieder wie einst die Entdecker den Ansiedlern vorausgezogen und brachten, gleich den phönizischen Ländlern, die an den Küsten Wein, Ol, Wolle, Geräte u. a. gegen ihre Waren eintauschten, gar seltsame Kunde mit heim. Die Wunderberichte der Odyssee und der Argonautensage mögen teilweise aus dieser Zeit stammen. Vor allem berichtete man von üppigen, herrenlosen Gebieten, wo der Tatkraft und dem Fleiße große Erfolge winkten. Die Küstenbewohner des Mutterlandes faßten in erster Linie die Küsten Siziliens und Llnteritaliens ins Auge. Noch milder als daheim waren hier die Winter und regenfrischer die Sommer. So war in den karg bevölkerten Küstensäumen und in den breiten Flußtälern, die noch keine Pflugschar umgewendet hatte, lohnender Ackerbau und in den dichten Hochwäldern ertragreiche Äolzwirtschaft für den Schiffsbau zu erwarten. Voll Freude über die Rinder-scharen, die in den grasreichen Ebenen weideten, nannten die ersten Ansiedler das Land „Statta" (Rinderland) oder „Großhellas" wegen der viel größeren Auen, als sie daheim im Vaterlande zu finden waren. Bald prangte ein Kranz wohlhabender, junger Pflanz-städte an den Küsten; zunächst am Tarentinischen Golfe Metapont,

7. Griechische Geschichte, römische Geschichte bis zum Ende der Republik - S. 9

1912 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
V. Weitere Ausbreitung der Griechen über das Mittelmeer. 9 dessen Wappenschild stets die Kornähre blieb, ferner Tarent, später eine Stadt von gleich üppigem Reichtum wie Sybaris, dessen Luxus sprichwörtlich geblieben ist. Auf Sizilien sind Syrakus, der spätere Landelsmittelpunkt des gesamten griechischen Westens, und Messana besonders wichtig geworden. Auch Rhegium („Riß") ist eine alte Äellenenstadt. Reich von Griechen besiedelt war auch das überaus fruchtbare Kampanien (Neapel). Der nördlichste Punkt der zahlreichen Äellenenorte auf italischem Boden ist Kyme gewesen. Bis dahin reichte Großhellas. Einzelne Züge kühner Wanderer sind noch weiter westlich gegangen. Selbst die Rhonemündung und die spanische Küste wurde mit hellenischen Ansiedlungen bedacht. In Spanien lockten zahlreiche Silbergruben. Die kühnen Befahrer, die diese äußersten Gebiete des Westens aussuchten, stammten zum Teil sogar von der kleinasiatischen Küste, z. B. aus Phocäa: Massilia (Marseille) ist eine phofätsche Gründung. Im allgemeinen wandten sich die Kleinasiaten aber nach dem Norden; freilich haben auch Korinth und Chalcis zahlreiche Pflanzerscharen dorthin entsandt. Dername der Äalbinsel Chalcidice bezeugt das. Das gesamte thraeische und pontische (Pontos = Meer, nämlich das „Schwarze") Küstengebiet ist wegen seiner Getreideschätze und später wegen seiner Metallgruben stark besiedelt worden. Es wurde geradezu Griechenlands Kornkammer. Milet allein soll am Pontos 90 Städte gegründet haben. Zn jene Zeit fällt die Gründung von Byzanz. Leimisch haben sich die Griechen in den pontisch-thracischen Gegenden allerdings nie gefühlt. Das Klima war rauh, und wo „Weine und Oliven nicht mehr gediehen, da fühlte sich kein Grieche wohl". Die Römer verbannten später Sträflinge dorthin. Nur Erwerbsinteressen hielten die Griechen hier fest (Getreide, Erze, Fische). Auch fehlte der Gegend die Gliederung der hellenischen und italischen Welt, so daß die Niederlassungen den Angriffen der räuberischen Stämme des Hinterlandes schutzlos offen standen. Trotzdem versöhnte sich der anpassungsfähige, „vielgewandte" und „listenreiche" Hellene auch mit den Unbilden der nordischen Öde und nannte das „schwarze" Meer mit entsagendem ibumor bald das „gastliche". Alle die aufblühenden Pflanzstädte im Norden wie im Westen waren ursprünglich Ackerkolonien. Selbst die Syrakusaner, die Bewohner der später größten Handels- und Hafenstadt des griechischen Westens, nannten sich laut Inschriften noch um 500 „Gutsbesitzer". Aber die meisten Niederlassungen aus der zweiten Kolonisationsperiode haben sich zu bedeutenden Handelsplätzen entwickelt.

8. Griechische Geschichte, römische Geschichte bis zum Ende der Republik - S. 13

1912 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
1. Die griechische Religion. 13 Diese Gottheiten wohnen in Welle, Berg, Weinstock, Flur und Waldbaum etwa so, wie die Seele im Menschen. Sie sind die Seelen der Dinge und Vorgänge, und diese sind ihre Leiber (Animismus). Darum seufzt die Dryade, wenn die Axt den Baum fällt. Wie die menschliche Seele sich von ihrem Leibe vorübergehend im Schlaf oder dauernd im Tode trennen kann, so kann sich die Nymphe von ihrer Quelle entfernen. Ohne Behausung hat die Seele freilich keine Stätte der Ruhe. Deshalb war es Pflicht der Angehörigen, die Leiber ihrer Toten gut zu bergen und durch Totenopfer zu ernähren. Mächtige Könige wurden deshalb in Grabkammern aufgebahrt. Darum warfen die ältesten Griechen die Leiber der Feinde und Bösewichter Kunden und Vögeln zum Fraße hin. Später verlor sich die Sitte des Totenkultus. Es brach sich statt seiner der Hadesglaube Bahn. Die Seele, so glaubte man, lebte ohne Leib als bloßer Schatten in der Unterwelt Daher wurde zu Horners Zeit die Totenverbrennung üblich, bis das Christentum sie wieder abschaffte. Die Unterwelt ist das unterste Stockwerk der dreistöckigen Welt Der Götterbote Hermes geleitet die Seelen der Toten hinab an den Styxfluß, der Bootsmann Charon setzt sie über, und nun hält Hades (Pluton) über sie Gericht ab; die Guten leben im Elysium, die Bösen im Tartarus (Hölle) ohne Licht und Sprache und ohne Freude, einzelne hervorragende Verbrecher, wie Sisyphus, Tantalus und die Danaiden, auch in schwerer Pein. Aber auch das elysische Glück ist nicht vollkommen. Zwar sendet man den Helden Waffen, Diener, Rosse usw. mit in das Totenreich, d. H. man verbrennt sie mit den Herren, damit auch ihre Seelen mit hinabsteigen; Achill schlachtet dem Patroklos zwölf trojanische Gefangene, vier Pferde, zwei Hunde und viele Schafe und Rinder, die mit dem toten Freund auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden. Allein Achilleus Schatten erklärt dem Odysseus im Hades, lieber möchte er der ärmste Tagelöhner oben auf der Erde sein als König im sonnenlosen Schattenreiche. Welche Diesseitsliebe und Lebensfreude des Hellenen, der so ungern vom Lichte der Sonne schied! Der Grieche übertrug den Beseelungsglauben auch auf die Vorgänge seines innern Lebens. Woher die Reue nach begangener böser Tat? Das sind die Eumeniden (Furien, Erinnyen). Und woher die Liebe? Es ist Aphrodite, die schaumgeborne Göttin, die sie erregt. „Zwischen Menschen, Göttern und Heroen knüpfte Amor einen schönen Bund." Und woher Unglück und Verbrechen? Das schickt Ate, das beirrende Schicksal. Des Krieges Erreger

9. Griechische Geschichte, römische Geschichte bis zum Ende der Republik - S. 24

1912 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
24 X. Der spartanische Staat. Wenn die Volksversammlung in wichtigen Fragen versagte, durfte der Areopag, das auf dem Areshügel tagende höchste Gericht, die Volksbeschlüsse umstoßen. Er konnte auch solche Bürger, die leichtfertig lebten, verwarnen und bestrafen; auch Bluturteile gehörten vor feine Schranken. Seine Glieder waren gewesene hohe Staatsbeamte, die sich bewährt hatten und die reifste Erfahrung besaßen. So war der Areopag ein konservatives Gegengewicht gegen die Demokratie. Solon setzte den Rechten entsprechend auch die Leistungen fest. Attika wurde zu diesem Zweck in 48 Bezirke geteilt; innerhalb jedes Bezirks hatten die Bürger je nach ihrem Besitze Staatsbeiträge zu entrichten. Auch die militärischen Dienstpflichten richteten sich nach der Äöhe des Besitzes. Die ersten drei Klassen mußten als Reiter oder Schwerbewaffnete dienen, die vierte Klasse stellte die Leichtbewaffneten, die fünfte blieb in der Regel vom Kriegsdienste befreit. Solon ließ feine Gesetze auf hölzerne Tafeln schreiben und auf der Burg öffentlich ausstellen. Er hoffte, allmählich aller Zustimmung zu finden. Allein bald regte sich die Unzufriedenheit. Besonders murrten die Gewerbetreibenden und Kaufleute, deren es ja um 600 in den Küstenstädten viele gab. Sie waren meistens wohlhabend und weltklug, gehörten aber zur vierten Klasse, da sie nur bewegliches Vermögen besaßen. Sie verlangten daher die Aufhebung der Vorrechte des Grundbesitzes. Dagegen wollte der agrarische Adel auf feine Vorrechte nicht gutwillig verzichten, zumal die ärmeren Bürger völlige Gleichberechtigung verlangten. So folgte auf Solons Gesetzgebung eine Zeit erbitterter Parteikämpfe, bis es schließlich auf dem Umwege über die Tyrannis zur reinen Demokratie kam. X. Der spartanische Staat. Eigentümlich gestalteten sich die Verhältnisse im dorischen Sparta. Erobernd waren die Dorer in die Peloponnes eingedrungen und hatten sich in der Eurotasebene festgesetzt. Das „Saatland" verteilten die etwa 10000 Sieger angeblich zu gleichen Ackerlosen unter sich, während sie die bisherige Bevölkerung teils zu kriegsdienstpflichtigen Zinsbauern, teils zu Äörigen (Äeloten) herabdrückten, die für die fpartiatifchen Gutsherrn die Äcker bestellen und nötigenfalls auch Kriegsdienste leisten mußten. Beständig hatten jedoch die dorischen ioerren Aufstände der weit zahlreicheren Urbevölkerung zu fürchten. Das Feuer der Rache glühte in ihr fort. Darum behielten die Sparttaten, um stets abwehrbereit zu fein, die Gewohnheit des Kriegs-

10. Griechische Geschichte, römische Geschichte bis zum Ende der Republik - S. 26

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26 Xi. Die Tyrannis. die „lakonische Rede", Gehorsam und Wahrheitsernst, das waren weitere Merkmale spartanischer Tüchtigkeit. So sah es in dem dorisch-aristokratischen Leerstaate aus, dessen Sitten und Gesetze von der Sage auf den Gesetzgeber Lykurg zurückgeführt werden. Diese Organisation war für die Beherrschung eines beschränkten Gebietes und für die Verteidigung trefflich geeignet, mußte aber versagen, wenn es sich um Großmachtspolitik und Angriffskriege handelte. Xi. Die Tyrannis. In fast allen griechischen Staaten tobte im 6. Jahrhundert der Kampf zwischen Adel und Volk. Aber an die Spitze des Volkes stellten sich vielfach ehrgeizige Männer von Adel und begründeten in vielen Städten wieder eine Art Königtum, die Tyrannis. Gewöhnlich übertrug das Volk den Tyrannen die höchste Militärgewalt. Demgemäß hielten sie stehende Leere und besetzten die festen Plätze des Landes. So waren sie stets gewappnet, um Adelserhebungen niederzuschlagen. Das Hauptbestreben der Tyrannen mußte sein, sich die Gunst des Volkes, dem sie die Herrschaft verdankten, zu erhalten. Darum sorgten sie für lohnende Arbeit, indem sie schöne Bauten errichteten, Fahrstraßen und Kanäle anlegten, und verbilligten durch reiche Getreideeinfuhr das Brot. Durch den Bau starker Kriegsund Handelsschiffe sowie durch klug eingeleitete Handelsbeziehungen erhöhten sie die gewerbliche Ausfuhr und verpflichteten sich Kaufleute und Gewerbetreibende zum Dank. Sie unterhielten gern eine Flotte und führten ruhmreiche Kriege, um ihr Ansehen und ihre Macht zu erhöhen. Auch das geistige Leben blühte an den Tyrannenhöfen. Sie zogen Künstler und Dichter in ihre Nähe, übertrugen ihnen lohnende Aufgaben und veranstalteten glänzende Feste. Somit haben die Tyrannen in zahlreichen Städten der griechischen Welt, besonders auch in Kleinasien und auf den Inseln, manchen Fortschritt geschaffen. Und doch wagten sie nicht, sich Könige zu nennen. Sie fürchteten den Geist der Freiheit, der sich dem Willen eines einzelnen unterzuordnen verlernt hatte. Nur Vertreter der Volkswohlfahrt sah man in den neuen „Herrschern", aber keine Alleinherrscher. So kam es, daß sie fast jedesmal, wenn das Volk Herrschaftsgelüste witterte, gestürzt wurden. So verjagte Athen, wenn auch noch aus anderen Gründen, die Peisistratiden schon im zweiten Gliede, obwohl Peisistratos ein tüchtiger Herrscher war, das wasserarme Athen mit einer Wasserleitung versorgt, durch feste Straßen der Landwirschaft aufgeholfen, durch glückliche Ausbeutung
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